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Freiwillige Spezialisten aus dem Emmental

Im Frühling 2003 organisierte Andreas Saurer erstmals eine Fronarbeit in der Surselva. Diese Woche waren er und seine Leute zum 20. Mal im Einsatz. Auf den Alpen von Sevgein und Riein leistete die Gruppe aus dem Emmental wertvolle Dienste für die Landwirte dieser Ortschaften.

Augustin Beeli/FMR

«Wir haben gar nichts unseres Eifers verloren. Jedes Jahr freuen wir uns, hierher zu kommen und interessante Arbeiten auszuführen», sagt Andreas Saurer. Er ist in Sumiswald im Emmental zuhause und in den vergangenen 20 Jahren lernte er vier Alpen in der Surselva gründlich kennen. Ohne seinen Einsatz hätte man mindestens eine davon aufgeben müssen. In der Alp Cavel zuhinterst im Lugnez waren die Wasserquellen in schlechtem Zustand, die Fassungen für die Alpkäserei waren schwach und die Wasserqualität unzureichend. Andreas Saurer und seine Leute kamen erstmals im Sommer 2013 hierher, genau zum richtigen Zeitpunkt um das richtige Projekt anzupacken. «Diese Arbeit beschäftige uns jeden Sommer jeweils eine ganze Woche, bis und mit Sommer 2018» erzählt der Einsatzleiter. Im ersten Sommer gruben sie eine neue Wasserleitung auf eine Länge von 1,4 Kilometern, verlegten die Brunnenstube Aua Freida und ersetzten die Leitungsrohre. Im darauf folgendem Jahr grub die Gruppe Schächte, reparierte den Kuhtrieb-Weg und erneuerte eine Trockenmauer.

Eine bekannte Institution

Diese Woche ist Andreas Saurer nicht mehr zuhinterst im Lugnez in der Alp Cavel, sondern hoch über Ilanz auf der Rieiner Alp. Dort hat der zuständige Sachbearbeiter der Gemeinde Ilanz/Glion, Norbert Carigiet, für ihn und seine Mannschaft eine neue interessante Fronarbeit organisiert. Andreas Saurer arbeitet beruflich als unabhängigen Sozialmanager. In seiner Freizeit setzt er sich für die Institution «Evangelisches Gemeinschaftswerk (EGW)». Es handelt sich um eine unabhängige Bewegung innerhalb der evangelisch-reformierten Berner Kantonalkirche. Zur EGW zählen 36 Freikirchen, die Organisation hat 3500 Mitglieder und setzt sich für den christlichen Glauben ein. Im Kanton Bern ist die EGW eine bekannte und anerkannte Institution.

Vor 20 Jahren war Andreas Sauer bei der EGW angestellt und zuständig für die Jugendlager. Einer davon war jeweils im Lagerhaus Sontga Clau in Rueun. Im November wurde diese vom schweren Rüfenniedergang beschädigt. Als Lagerleiter bot er den Behörden sofort die Hilfe seiner Gruppe für die Aufräumarbeiten an. Sie sollten im Frühling 2003 kommen, es gäbe dann noch eine Menge zu tun, hatten die Gemeindeverantwortlichen geantwortet. So begann die Einsatzwoche in der Surselva. «Nach drei Tagen waren wir fertig mit den Aufräumarbeiten und suchten nach weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten», erzählt Andreas Saurer. Darauf lernten jedes Jahr rund 15 Personen die Rueuner Alp Sura kennen. Dort begannen die Arbeitseinsätze.

Unten in Grava, der grünen Weide

Zehn Sommer verbrachten die Berner Frondiestler auf der Alp Sura in Rueun. «Für diese Einsatzwoche meldeten sich immer nur geschickte und tüchtige Berufsleute», erklärt Andreas Saurer. Einer war auf die Sanierung von Wasserfassungen und -leitungen spezialisiert. Geschickte Hände genügen aber nicht. Ein anderer treuer Freiwilliger ist Landwirt und Baggerfahrer, ein weiterer weiss wie man eine Entwässerung macht und ein Kollege ist Landschaftsgärtner. In jeder Beziehung ergänzen sich die Teilnehmer bestens während des Einsatzes in der Surselva.

Jedes Jahr bereitet Norbert Carigiet mit den Arbeitern der Gemeindewerkgruppe einen Einsatzprogramm für den Frondienst und reserviert die benötigten Maschinen. Diese Woche sind die Emmentaler zum 20. Mal im Einsatz. Nachdem sie während sechs Jahren in die Alp Cavel waren,

dachten sie nicht ans Aufhören. «Zuerst bauten sie auf der Sevgeiner Alp eine neue Wasserleitung, dann verbesserten sie den Zugang zum Stall der Alpschweine und legten einen Plattenbelag vor der Sennhütte», ergänzt der Projektleiter. Nicht weit entfernt liegt die Alp der Rieiner Bauern. Diese sind den Bernern sehr dankbar für die Unterstützung. Unter anderem reparierte dort ein Mann mit mit dem Bagger den Viehtrieb, der vollkommen verwachsen war. Eine Gruppe ist dieses Jahr auf der Weide «Grava» im Einsatz. Es handelt sich um einen Lawinenzug direkt unter dem Piz Riein. Die Weide ist eine Fläche, die anfangs und am Ende der Alpsömmerung den Milchkühen bestes Futter liefert. Hier, weit unter der Alp im Waldtobel, hat das Team von Andreas Saurer die Tränkefassung saniert und den hölzernen Wassertrog ersetzt. «Unsere Helfer aus dem Emmental leisten seit 20 Jahren grossartige Arbeit, alles in allem hat diese einen Wert von mehr als einer halben Million Franken», fasst der Lokalkoordinator Norbert Carigiet zusammen. «Die Einsatzwoche 2023 ist bereits gebucht», sagt Andreas Saurer.

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